Shiko Postimin Tek
Vjetër 31-10-12, 19:31   #13
Zana_ch
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

Hau ab, rette lieber deinen Kopf

Untergetaucht im Kosovo: Renate Flottaus Tagebuch aus Pristina

Trotz der Aufforderung, das Land umgehend zu verlassen, trotz Anfeindungen serbischer Ultras und Todesdrohungen blieb die Belgrader SPIEGEL-Korrespondentin Renate Flottau, 54, nach Beginn der Nato-Bombardements gegen Jugoslawien im Kosovo. Der Kontakt zu Albaner-Führer Ibrahim Rugova, der ihr sein letztes unzensiertes Interview vor der erzwungenen Schutzhaft in serbischem Polizeigewahrsam gab, brachte Renate Flottau in eine gefährliche Situation. Hier ihre Notizen.

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MITTWOCH, 31. MÄRZ

In Pristina herrscht nach der siebten Nacht der Nato-Bombardements Anarchie. Auf den Straßen sind die gefürchteten "Tiger"-Kommandos des Serben-Tschetniks Arkan unterwegs bei der Hatz auf Albaner. Die serbische Polizei hilft mit bei den Vertreibungen. Sie durchkämmt systematisch albanische Wohnviertel.

Die Gerüchteküche der Horrormeldungen brodelt. Ein westlicher Radiosender berichtet, Albaner-Führer Ibrahim Rugova sei verwundet oder gar tot. Auch Fehmi Agani, ein enger Vertrauter Rugovas und mir bestens bekannt, soll ermordet worden sein. Stimmt das alles?

Mit Rugova habe ich noch vor zwei Tagen gesprochen. Es ging um die letzte Abstimmung unseres Interviews vom Wochenende. In dem hatte der Albaner-Führer, verzweifelt angesichts der Vertreibung seines Volkes aus dem Kosovo, an die Atlantische Allianz appelliert, jetzt alles auf eine Karte zu setzen "und notfalls mit einer totalen Zerstörung Serbiens zu drohen".

Also noch einmal ein Besuch bei Rugova. Mein Auto steht seit Beginn der Luftangriffe auf dem Parkplatz beim Grand Hotel. Das "40-P"-Zeichen auf dem Nummernschild signalisiert jedem Polizisten, daß der Besitzer des Wagens ein deutscher Medienvertreter ist. Sich mit solch einem Etikett jetzt durch Pristina zu bewegen wäre Wahnsinn.

Deshalb zu Fuß hinauf in das Albaner-Viertel Velanja, um die Gerüchte zu überprüfen. Es ist kurz vor elf Uhr. Die Straße vor Rugovas weißgetünchter Residenz wirkt merkwürdig leer und verlassen. Später erfahre ich, daß alle dort wohnenden Albaner am Morgen gewaltsam von serbischer Polizei vertrieben worden sind.

Erst nach langem Klingeln öffnet Rugova. Er ist bereit, auf meinen Kassettenrecorder eine Nachricht für die albanische Bevölkerung zu sprechen, daß er lebe und daß die Vertriebenen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verlieren sollen.

Als ich gehen will, stürmt Rugovas Schwager ins Zimmer und legt den Finger warnend auf seinen Mund. Vorsichtig schleichen wir vom ersten Stockwerk die Treppen hinunter und beobachten hinter einem Mauervorsprung, wie Polizeiautos und gepanzerte Fahrzeuge sich dem Haus nähern und dann davor stoppen.

Zwei Dutzend Mann der serbischen Spezialpolizei springen heraus. Sie rütteln am Eisentor, reißen es schließlich brutal auf. Drei Uniformierte stürmen ins Haus und treiben uns alle im Erdgeschoß in einem Zimmer zusammen, das bisher für Pressekonferenzen diente.

Wir, das sind 17 Personen: Rugova, seine Frau Fana mit den drei Kindern, zwei Schwestern mit ihren Familien und Adnan K. Merovci, Rugovas Faktotum und Protokollchef, der zufällig an diesem Morgen im Haus des Albaner-Führers weilt. Von den sieben Kindern ist eines gerade acht Monate alt.

Es ist zwölf Uhr. Schweigend harren wir aus, während zwei Polizisten in Helmen und Panzerwesten ihre Gewehre drohend auf uns gerichtet halten. Ein dritter pöbelt Rugova an: "Ja, Herr Rugova, die Politik hat die Sache wohl versaut." Seine beiden Kameraden pfeifen ihn zurück: "Halt den Mund, das ist nicht unsere Aufgabe."

Mit einem Gewehrhieb wird die über dem Eingang hängende Überwachungskamera heruntergeschlagen. Was wird jetzt mit uns geschehen? Seit Tagen kursieren in Pristina Gerüchte über gezielte Liquidierungen durch Exekutionskommandos. Einer der Uniformierten stellt zwei Flaschen Limonade auf den Tisch: "Wir Serben sind auch nur Menschen", sagt er, fast entschuldigend.

Draußen rollen weitere gepanzerte Fahrzeuge vor. Holt man uns jetzt ab?

Dann, gegen 16.30 Uhr, trifft der Kommandeur der Spezialpolizei ein. Seine Anweisung ist kurz: Die Polizei besetzt die unteren Räume und den zweiten Stock. Wir stehen im ersten Stock "unter Polizeischutz", alle in einem einzigen Raum.

Flüsternd beraten Rugova und ich, daß es zu gefährlich sei, jetzt meine Identität als Journalistin zu offenbaren. Auch Adnan glaubt, ich sei eine Bekannte der Familie. Adnan wird von der Polizei zum "Vermittler" zwischen Rugova und seinen neuen "Beschützern" bestimmt.

Von draußen wird das Klirren von Fensterscheiben, das Zertrümmern von Türen vernehmbar. Die Polizei besetzt offenbar auch alle umliegenden Häuser.

Die Satellitenantenne wird abgetrennt, Fernsehkabel und Telefonleitung werden aus der Wand gerissen. "Habt ihr ein Radio?" werden wir angeherrscht. Wir verneinen. Mobiltelefone sind seit Beginn der Luftangriffe ohnehin nicht mehr funktionsfähig.

Dann läuft die serbische Propagandamaschinerie an. Radovan Urosevic vom serbischen Mediazentrum trifft mit einigen regimetreuen Kollegen ein. Rugova muß vor die Kameras treten und der Welt vortäuschen, er sei wohlauf und ein freier Mann. Jede andersartige Aussage würde vom Staatsrundfunk niemals gesendet. Und sie wäre für uns alle lebensgefährlich.

Sonderlich glücklich wirken unsere serbischen Beschützer bei alldem nicht. Sie hätten große Angst, gesteht einer, sowohl vor den Angriffen der Nato als auch vor einer möglichen Befreiungsaktion der noch in Pristina verbliebenen Albaner.

Um 19 Uhr wird, wie jeden Tag, der Strom in Pristina abgeschaltet. Auch Wasser gibt es nur stundenweise. Etwa 20 Flaschen füllt die Großfamilie Rugova tagsüber als Wasservorrat ab. Wir sitzen im Schein einer kalten Neonröhre, die Rugovas Sohn Menem, das Technikgenie, mit Batterien für eine Stunde am Leuchten hält. Dann wird die nächste Batterie-Kombination in Betrieb genommen, sie gleicht dem Flutlicht eines Fußballstadions.

Um 20 Uhr wird Rugova herausgerufen. Man schlägt ihm vor, am nächsten Morgen nach Belgrad zu fahren. Jugoslawiens Präsident Slobodan Milosevic will ihn sprechen, "um über eine Lösung der Krise zu beraten". Rugova willigt ein, halbherzig und im Bewußtsein, daß er keine andere Option hat.

Nachts schlafen wir auf dem Boden, zusammengepreßt wie Sardinen, einer neben dem anderen. Rugova dämmert auf der Couch vor sich hin, ein Handtuch über den Kopf ausgebreitet - eine alte Angewohnheit. Die Luftangriffe in der Nacht sind nicht allzu heftig, sie scheinen Zielen weit außerhalb des Stadtzentrums zu gelten.
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