Shiko Postimin Tek
Vjetër 31-10-12, 19:34   #17
Zana_ch
"Mistrece Gjakovare"
 
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

MONTAG, 5. APRIL

Kurz vor dem Eintreffen des russischen Botschafters Jurij Kotow sieht Rugova eine Chance für meine Flucht. Es werden viele Journalisten im zweiten Stock erwartet, wo das Treffen stattfinden soll. Ich solle mich, wenn Rugova gehe, hinter ihm halten und dort unter die Journalisten mischen.

Der Plan gelingt. Die Journalisten warteten oben, ich stehe plötzlich wie selbstverständlich zwischen ihnen, warte einige Minuten und verlasse dann als erste die Residenz. Ein Polizeibeamter fragt mich, woher ich komme: "Von der Pressekonferenz mit dem russischen Botschafter", erwidere ich. "Okay", sagt er und läßt mich passieren.

Ich atme erstmals wieder frische Luft, sehe die Sonne nach sechs Tagen und wandere Richtung Grand Hotel.

Mein Auto steht nicht mehr auf dem Parkplatz. Mein Gepäck ist aus dem Zimmer verschwunden. An der Rezeption gibt man sich freundlich. Man sei besorgt gewesen. Das Gepäck werde gleich eintreffen, mein Auto sei aus Sicherheitsgründen mit dem Abschleppwagen auf einen rund 500 Meter entfernten Parkplatz gebracht worden.

Die Erleichterung ist von kurzer Dauer. Drei "Sicherheitskräfte" tauchen auf, konfiszieren meinen Paß, führen mich zum Verhör in den Speisesaal des Grand Hotels ab. Es sind zwei Männer, einer mit schwarzer Strickkappe, der andere mit Schirmmütze, und eine Blondine, knapp um die 30.

Die "Befragung" ist brutal und dreist im Ton. "Welcher Geheimdienst steht hinter dem SPIEGEL?" "Wir wissen, daß Sie Spionin sind." "Benehmen Sie sich anständig, sonst müssen Sie mit dem Schlimmsten rechnen." "Wir wissen alles über Sie aus den vergangenen zehn Jahren."

Das Hauptinteresse der Befrager gilt meinem Aufenthaltsort während der letzten Tage und Nächte. Ich sage, ich war bei Flüchtlingen an der mazedonischen Grenze. Dann konfrontiert man mich mit nahezu allen Kontakten, die ich während der vergangenen zehn Jahre mit Albanern hatte und die ich angeblich für meine "Spionageaktivitäten" mißbrauchte. Meine Berichterstattung sei in jedem Fall "staatsfeindlich" gewesen. Vor allem das Interview mit Rugova erbost die Sicherheitsleute maßlos. Sie kennen auch alle meine Kontakte mit UÇK-Kommandeuren.

Unser Gespräch wird offenbar über Mikrofon in einen anderen Raum übertragen. Nach einer Stunde verläßt der Schwarzbemützte den Raum, kehrt nach wenigen Minuten zurück und entschuldigt sich für das "etwas brutale Verhalten der Sicherheitskräfte" - man sei nur irritiert gewesen über mein Verschwinden. Sowohl Auto wie Gepäck würden sofort eintreffen. Allerdings erwarte man im nächsten SPIEGEL Positives über die Serben. Dann könne ich weiter im Kosovo als Journalistin arbeiten. Offenbar hatte ein "Höherstehender" entschieden, Gnade walten zu lassen.

Doch weder Auto noch Gepäck treffen ein. Eine Stunde später packt mich ein Polizeibeamter an den Haaren: Ab ins Polizeiauto. "Was hast du hier zu suchen als Deutsche?" Warten auf der Polizeiwache. Die Uniformierten sind in Hochstimmung: Man warte geradezu auf die Nato-Bodentruppen, versichern sie enthusiastisch und ballen die Hände zu Fäusten. Alle würden Kosovo in Särgen verlassen.

Meine Taschen werden durchsucht. Leibesvisitation. Dann Paßrückgabe - ich solle mich nicht außerhalb des Grand Hotels bewegen. Man wolle keine Scherereien mit mir haben. Seit meinem unfreiwilligen Hausarrest am 31. März und meiner Rückkehr am 5. April hat sich Pristina verändert. Jetzt trägt jeder Serbe ein Gewehr, fühlt sich jedermann zum patriotischen Superhelden berufen. Frauen in schwarzen Uniformen benehmen sich wie die Amazonen des Universums.

Ein Großteil des serbischen Hotelpersonals ist längst geflohen, ebenso die 20 Mitarbeiter des im ersten Stock etablierten Mediazentrums. Das Hotel ist voll von Militärs, Polizei, Arkan-Freiwilligen und Spezialpolizei.

Ich glaube einen von ihnen zu erkennen. Er war unter den Stürmern der Rugova-Residenz. Auch er scheint mich bemerkt zu haben. Spätnachmittag: Eine Angestellte des Hotels zieht mich auf die Seite. "Sie müssen verschwinden, Sie sind hier nicht mehr sicher." Ich telefoniere mit Belgrad, bitte meine serbische Sekretärin, beim Informationsminister Komnenic zu erfragen, ob ich bei einer Ausreise nach Mazedonien erneut nach Jugoslawien einreisen könnte.

Komnenic ist Mitglied der SPO, der im Westen lange Zeit als demokratische Alternative zu Milosevic hofierten Partei von Vuk Draskovic. Doch der Informationsminister empört sich nur darüber, wie eine reinrassige Serbin sich erdreisten könne, für eine deutsche Redaktion zu arbeiten. Was die deutsche Journalistin überhaupt im Kosovo zu suchen habe! Mache sie sich jetzt vor Angst in die Hosen, so seine hilfreiche Nachricht, dann solle sie selbst zusehen, wie sie sich durchschlage.

Also bleibe ich weiter in meinen Zimmer 505 im Grand, schlafe wie immer seit den Luftangriffen mit Schuhen, Anorak und der Taschenlampe in der Hand. Die Luftangriffe sind in dieser Nacht zwar näher, doch die Raketen fliegen nicht unmittelbar am Hotelfenster vorbei. Ich bin froh, als der nächste Morgen naht.
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