Todesschüsse in Basel. Eine Ausweisung und ihre Folgen
Film von Alain Godet
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In Basel streckt eine Kosovarin am helllichten Tag ihren Schwiegersohn auf offener Strasse nieder. Er hatte seine 17-jährige Ehefrau eingeschlossen und gepeinigt. Nach ihrer Gefängnisstrafe wird die Täterin entgegen dem Gerichtsbeschluss aus der Schweiz ausgewiesen. Jetzt - zehn Jahre nach ihrer Tat - kann sie endlich wieder zu ihrem Mann, ihren Kindern und Grosskindern zurückkehren. Der Dokumentarfilmer Alain Godet zeichnet die tragische Chronik einer Liebesgeschichte auf, die zum Albtraum wurde und nun ein versöhnliches Ende gefunden hat.
In einem Park in Basel verliebt sich die 16-jährige Teuta in ihren Landsmann Arif. Die Eltern sind gegen die Verbindung mit dem zwölf Jahre älteren kosovarischen Landsmann. Aber die Teenager-Tochter setzt ihren Kopf durch, heiratet ihren Arif und die beiden ziehen in eine gemeinsame Wohnung. Doch statt Eheglück erlebt Teuta einen Albtraum: Arif beginnt eifersüchtig seine junge Frau zu kontrollieren, schliesst sie zu Hause in der Wohnung ein und fängt sie an zu schlagen. Teuta darf ihre Eltern Salihe und Isuf nicht mehr sehen.
Am 18. April 2000 will Salihe ihren Schwiegersohn aufsuchen und zur Rede stellen. Es kommt zu Auseinandersetzungen, zuerst in der Wohnung von Arif, dann unten auf der Strasse, wo er in sein Auto steigt. Als Arif eine schnelle Handbewegung macht, fühlt sich Salihe bedroht. Sie zieht aus ihrer Handtasche eine Pistole und schiesst sieben Mal auf ihren Schwiegersohn.
Das Gericht verurteilt die vierfache Mutter zu sechseinhalb Jahren Gefängnis, sieht aber ausdrücklich von einer Landesverweisung ab. Als Salihe im Juni 2004 wegen guter Führung vorzeitig entlassen wird, beschliesst die Fremdenpolizei jedoch abrupt die Ausweisung der Täterin. Jahrelang lebt Salihe wie in der Verbannung in einem primitiven Hinterhausgebäude in Pristina, Kosovo. Ohne Familie, ohne Freunde, ohne Arbeitsmöglichkeiten und in steter Angst vor der Blutrache der Opferfamilie.
Der Basler Anwalt und Justizkritiker Peter Zihlmann schreibt ein Buch über diesen tragischen Fall und kämpft für die Rückreise der Täterin. Als das Schweizer Fernsehen das Schicksal von Salihe in einem «DOK»-Beitrag aufgreift, entsteht eine breite Solidaritätsbewegung mit zahllosen Briefen an den Regierungsrat Basel-Stadt. Dieses Dossier der Empörung zeitigt schliesslich Wirkung: Zehn Jahre nach der Tat und fünf Jahre nach ihrer Ausweisung kommt von der Fremdenpolizei überraschend der Bescheid: Salihe kann wieder in die Schweiz zurückkehren. Endlich ist die Mutter wieder mit ihrer Familie vereint.