Shiko Postimin Tek
Vjetër 22-02-12, 13:40   #1
Zana_ch
"Mistrece Gjakovare"
 
Avatari i Zana_ch
 
Anëtarësuar: 26-08-05
Vendndodhja: n'shtepi
Postime: 8,179
Zana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëmZana_ch i pazëvëndësueshëm
Gabim SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den National

26.06.1989

Die Serben kommen als Rächer wieder

SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den Nationalitätenstreit in Jugoslawien

Ibrahim Rugova, 44, Professor für Literatur an der Universität Pristina, ist Vorsitzender des Schriftstellerverbandes im dem zu Serbien gehörenden autonomen Gebiet Kosovo

SPIEGEL: In dieser Woche gedenken die Serben mit großem Aufwand des 600. Jahrestags der Schlacht auf dem Amselfeld, in der das mittelalterliche serbische Reich dem Ansturm der Türken unterlag. Über eine Million serbischer Patrioten werden erwartet. Empfinden die Albaner diese Feier als Provokation?

RUGOVA: Natürlich ist es eine Provokation. Es ist eine rein serbische, chauvinistische Feier. Ich würde den Aufmarsch akzeptieren, wenn es sich um eine kulturelle Würdigung dieser für ganz Jugoslawien bedeutsamen Schlacht handelte.

SPIEGEL: Aber es war nun einmal das serbische Volk, das damals gegen die Türken focht.

RUGOVA: Es gibt genug historische Beweise dafür, daß auch Ungarn, Kroaten, Bosnier und natürlich Albaner an der Schlacht teilnahmen.

SPIEGEL: Die Albaner doch wohl nur auf der türkischen Seite . . .

RUGOVA: Nein, auf der Seite des serbischen Fürsten Lazar. Schließlich waren die Kosovo-Albaner 1389 noch Christen und kämpften ebenfalls gegen den Islam. Den moslemischen Glauben haben wir erst unter türkischer Herrschaft angenommen. Der chauvinistische Amselfeld-Mythos entstand im 19. Jahrhundert nach Gründung des serbischen Staats.

SPIEGEL: Fürchten Sie, daß es jetzt erneut zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Serben und Albanern kommt?

RUGOVA: Bedenken Sie nur: Eine Million aufgeputschter Serben, die sich in Hotels, Pensionen und sogar in Privatzimmern im ganzen Kosovo einquartieren. Da wird getrunken und geprahlt. Ein falsches Wort kann wie der Funke am Pulverfaß wirken.

SPIEGEL: Albaner haben schon auf Serben geschossen. Bereiten sie sich auf einen Bürgerkrieg vor?

RUGOVA: Die Menschen sehen keinen anderen Ausweg mehr. Bei Protesten ist es immer so: Wenn sie ohne jedes Echo bleiben, muß man lauter schreien.

SPIEGEL: Aber wer sollte ihnen denn antworten? Das jugoslawische Staatspräsidium, die serbische Regierung?

RUGOVA: Mein Eindruck ist, daß es Kräfte in Jugoslawien gibt, die sich terroristische Aktionen im Kosovo geradezu herbeiwünschen. Wenn bei uns Schüsse fallen, dann dient das als Rechtfertigung dafür, die Repression zu verschärfen. Und wenn sich der Widerstand der Albaner gegen die serbische Hegemonie im Ausland als Terrorismus denunzieren läßt, dann kann man damit rechnen, daß die internationale Sympathie für unsere Sache schnell vergeht. Sie können sich ja denken, wer so spekuliert.

SPIEGEL: Es mag sein, daß die Serben und ihr Führer Milosevic sich Nutzen von einer Zuspitzung des Konflikts erhoffen. Aber das Staatspräsidium und die Zentralregierung in Belgrad können doch kein Interesse an einem Bürgerkrieg haben.

RUGOVA: Vielleicht. Dann wäre es höchste Zeit, einzugreifen und die serbische Willkür zu stoppen. Sogar die angestrebte Rehabilitierung des berüchtigten Innenministers Rankovic* ist Teil der Repressionsstrategie. Man will damit die blutige Unterdrückung im Kosovo in der Vergangenheit rechtfertigen.

SPIEGEL: Kürzlich war eine Delegation des Europaparlaments im Kosovo, um die Lage zu erkunden. Die Delegierten haben auch mit Ihnen gesprochen. Die serbische Presse hat den Abgeordneten deshalb vorgeworfen, sie hätten nur Kontakt zu Serbenfeinden gesucht.

RUGOVA: Das Gegenteil ist richtig. Der Delegation wurde jeder Kontakt mit Leuten auf der Straße verboten, sie hat deswegen den Besuch vorzeitig abgebrochen. Die Europaparlamentarier bekamen nur amtliche Stellungnahmen zu hören: Gutes über die Serben und Schlechtes über die Albaner.

SPIEGEL: Die Serben haben im Frühjahr eine Verfassungsänderung erzwungen, die ihnen mehr Rechte im Kosovo einräumt. Sie und Ihre Freunde hatten eine Volksabstimmung darüber gefordert. Wie wäre Ihrer Meinung nach ein solches Referendum ausgegangen?

RUGOVA: Höchstens 10 bis 15 Prozent der Wähler hätten für eine Änderung gestimmt. Das Volk steht auf der anderen Seite.

SPIEGEL: Was ist mit den zehn albanischen Parlamentsabgeordneten geschehen, die gegen die Einschränkung der Kosovo-Autonomie gestimmt hatten?

RUGOVA: Der Parlamentspräsident, natürlich ein Serbe, hat beantragt, diese Abweichler von ihren Ämtern zu entbinden. Sie werden ihre Mandate wohl demnächst verlieren.

SPIEGEL: Was hat sich denn im Kosovo seit Inkrafttreten der neuen Verfassung geändert?

RUGOVA: Laut Verfassung sind fünf Bereiche - Polizei, Wirtschaftsplanung, Justiz, Territorialverteidigung und internationale Beziehungen - der serbischen Zentralgewalt unterstellt. Aber auch alle übrigen Bereiche werden unter dem Schlagwort "Einigkeit der Republik" von Serben dominiert.

SPIEGEL: Wie wirkt sich das aus?

RUGOVA: Die Zahl der albanischsprachigen Mittelschulklassen wird drastisch reduziert. Allein in diesem Jahr werden 11 000 albanische Schüler ihre Ausbildung notgedrungen mit dem Grundschulabschluß beenden müssen, nach dem Motto: Dumme Albaner sind weniger gefährlich.

SPIEGEL: Nach Pressemeldungen aus Kroatien sind über 200 Kosovo-Albaner von den Serben "isoliert" worden. Was bedeutet das konkret?

RUGOVA: Daß sie ohne Gerichtsverfahren, ohne das Recht auf einen Verteidiger und ohne Besuchserlaubnis für ihre Familie festgehalten werden - schon drei Monate lang. Mindestens 245 Albaner wurden in Isolationshaft genommen: in der Mehrzahl Intellektuelle, aber auch Fabrikdirektoren und Facharbeiter. Einige wurden im Gefängnis schwer mißhandelt. Ziel der Serben ist es, mögliche Anführer des albanischen Widerstands auszuschalten. Als Rankovic 1966 bei Tito in Ungnade fiel und die serbischen Statthalter zurückgepfiffen wurden, drohten sie, eines Tages als Rächer wiederzukommen. Das ist jetzt geschehen.

SPIEGEL: Serbische Zeitungen behaupten, das Kosovo strebe nur deshalb nach mehr Autonomie, um sich der Volksrepublik Albanien anzuschließen.

RUGOVA: Das ist ein altes Propagandamärchen. Die überwiegende Zahl der Kosovo-Albaner hat die Eingliederung in die jugoslawische Föderation voll akzeptiert. Wenn die Unterdrückung allerdings anhalten sollte, dann wird das Volk nach einem Ausweg suchen.

SPIEGEL: Und wohin wird es sich wenden?

RUGOVA: Entweder nach Albanien oder in eine andere Richtung. Während der Rankovic-Zeit sind Hunderttausende von Albanern in die Türkei geflüchtet. Seit 1981 haben 250 000 Albaner ihre Heimat verlassen und leben als Gastarbeiter im Westen oder in anderen Republiken Jugoslawiens.

SPIEGEL: Auch 40 000 Serben haben seit dieser Zeit das Kosovo verlassen, angeblich wurden sie von den Albanern vertrieben.

RUGOVA: Das ist eine Lüge. Natürlich hat es Nachbarschaftsstreit gegeben, aber den gibt es auch zwischen Albanern. In Wirklichkeit können die Serben es nicht verwinden, daß auch Albaner führende Positionen übernehmen. Sie wollen die Zeit anhalten. Nach 1966 hatten wir Albaner die Möglichkeit, uns an Schulen und Universitäten auszubilden, heute können 90 Prozent der Bevölkerung lesen und schreiben - und fordern Gleichberechtigung.

SPIEGEL: Läßt der Gegensatz zwischen Serben und Albanern noch eine friedliche Lösung zu?

RUGOVA: Wenn Serbien weiter versucht, unsere nationale Identität zu unterdrücken, dann wird es einen Aufstand geben. Ich kann die Serben nur warnen: Auch sie sind ein kleines Volk. Immer wenn in der Vergangenheit ein kleines Volk versuchte, sich als Vormacht auf dem Balkan aufzuspielen, endete das mit seiner eigenen Tragödie.


__________________
Kërkoje vetë fatin, me jetën mos u grind, urrejtja fitohet ... Dashuria lind !
Zana_ch Nuk është në linjë   Përgjigju Me Kuotë
Nyje Interesante