Shiko Postimin Tek
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Gabim Titulli: SPIEGEL-Interview mit dem albanischen Schriftsteller Ibrahim Rugova über den

24.05.1999



Patriarch und Partisan

Von Schleicher, Roland

Im Krieg gegen die Serben kämpfen die Exilregierungen von Rugova und Thaçi auch gegeneinander.

Die beiden Albanerführer haben viel gemeinsam: Beide entstammen einer wohlhabenden Grundbesitzerfamilie. Beide haben, Ausweis ihrer Eigenständigkeit, in Westeuropa studiert und sich politisch schulen lassen. Und beide verfügen über eine breite Anhängerschaft.

Mit gleichem Eifer erhoben sie auch ihre Stimme gegen den serbischen Terror. Beide sind von Haus aus Nationalisten. Sie würden, wenn sie könnten, auf der Stelle die Unabhängigkeit einer "Republik Kosova" ausrufen, den kriegsgeschüttelten Balkanzipfel zum jüngsten Staat Europas erklären.

Sie hätten ein harmonisches Tandem abgeben können, jetzt aber kämpfen sie gegeneinander: Ibrahim Rugova, 55, Vorsitzender der Sammelbewegung Demokratische Liga des Kosovo (LDK), und Hashim Thaçi, 31, Vorsitzender des politischen Arms der kosovarischen Befreiungsarmee (UÇK). Jeder hat bereits eine eigene Exilregierung proklamiert und beansprucht für sich und seine Seilschaft, die "einzig wahre Stimme des albanischen Volkes" zu sein.

Es ist eine bizarre, in ihren Auswirkungen tragische Situation, in die Rugova und Thaçi ihr Volk führen. Sie versuchen, den Kampf der Worte - neben dem der Waffen - für sich zu entscheiden. Während die Nato in der neunten Woche Luftschläge gegen serbische Stellungen führt, fechten der LDK-Patriarch und der UÇK-Partisan noch gegen einen anderen Feind, mit Verleumdungen und Haßtiraden. Sie stacheln ihre Anhänger zu tätlichen Angriffen gegen Mitglieder der jeweils anderen Fraktion auf - und verspielen so vollends ihren Anspruch als Gestalter einer Nachkriegsordnung im Kosovo.

Seit einigen Tagen residiert Rugova nach seiner spektakulären Entlassung aus serbischem Hausarrest als Gast der ihm wohlgesinnten deutschen Regierung mit seiner Familie in einem Bonner Hotel.

Die militanten UÇK-Rebellen dagegen, eher Favoriten der USA, fanden im Mutterland Albanien treue Verbündete. Die sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Pandeli Majko stellt den Kommandos großzügig Waffen, Militärfahrzeuge und Kasernen zur Verfügung - mit Billigung der Amerikaner und zum Mißfallen der Europäer. Die Rekrutierung immer neuer Kämpfer aus den Flüchtlingslagern in Nordalbanien und Mazedonien wird zur patriotischen Pflicht verklärt, unterlegt mit Kampfmusik und Kriegspropaganda über die Wellen von Radio Tirana.

Fast alle albanischen Zeitungen sind auf den UÇK-Kurs eingeschworen, die elektronischen Medien sind fest in der Hand von Thaçi-Sympathisanten. Auf Mittelwelle sendet Radio Tirana rund um die Uhr balkanweit Lobpreis auf den Freiheitskampf der UÇK, und abends bringt das Satelliten-TV Schmähungen auf den Verräter Rugova - den "serbischen Bastard".

Schon länger werfen die jungen Kosovo-Albaner ihrer Väter-Generation mangelnden Widerstand gegen den wachsenden serbischen Nationalismus vor. Angesichts des Belgrader Polizeiterrors in den vergangenen zehn Jahren, so ihr Argument, sei der passive Widerstand Rugovas ein historischer Fehler gewesen. Besonders Ungeduldige wie Thaçi erklären: Nicht über friedliche Vermittlung werde sich die Kosovo-Frage entscheiden, die wahre Macht komme aus den Gewehrläufen.

Anstatt mit väterlichem Großmut auf die Anschuldigungen seiner politischen Ziehsöhne zu antworten, kontert Rugova harsch. Nur vor internationalen Fernsehkameras gibt sich der Schriftsteller kulant und immer lächelnd. "Es ist tragisch und zugleich komisch, daß wir in dieser Zeit zwei Übergangsregierungen haben", bedauert Rugova milde, "wir müssen unser politisches Leben reorganisieren." Das rote Halstuch - eine Erinnerung an seine Mutter -, die Hornbrille, sein wirres, schütteres Haar machen den albanischen Bilderbuch-Pazifisten aus, den das westliche Publikum gern sehen möchte.

Doch Rugova kann auch eiskalt mit dem politischen Gegner umspringen. Und er weiß sich für Kritik bitter zu rächen. Über seinen Mitstreiter Sali Berisha, Ex-Präsident und radikaler Oppositionsführer Albaniens, ließ er aus dem fernen Bonn seinen Landsleuten ausrichten, in Tirana herrsche ein "Regime von Gaunern und Betrügern". Die hätten nur eines im Sinn: aus der Tragödie im Kosovo für sich und ihre Familien persönlich Kapital zu schlagen. Das Schicksal der Vertriebenen und Flüchtlinge sei dieser "machthungrigen Clique von Altkommunisten" gleichgültig.

Hintersinn dieser Rhetorik: Dem Belgrader Regime war es in den vergangenen Wochen mehrmals gelungen, Rugova bei telegen inszenierten Treffen mit hohen serbischen Persönlichkeiten im heimischen Fernsehen vorzuführen und zu demütigen.

Dabei sprach sich der Albanerführer - zum Erstaunen der Kosovaren - für ein Ende des Nato-Luftkriegs aus, was ihn bei den meisten seiner Landsleute diskreditierte. Rugovas schrumpfende Anhängerschaft entschuldigte sein Verhalten mit dem Hinweis, ihr Vorbild sei unter Drogen gesetzt und mit dem Leben bedroht worden.

Doch auf freiem Fuß, gestand Rugova gleich ein, er habe mit Präsident Milosevic

* Auf der Pariser Friedenskonferenz am 18. März.

tatsächlich diskutiert, "wie man ein Klima des Vertrauens zwischen uns schaffen kann". Damit brachen die Lagerkämpfe zwischen den verfeindeten Albanerparteien erst richtig auf. Erst Tage später korrigierte sich Rugova und beteuerte, alles, was er mit der serbischen Seite unterschrieben habe, sei "ohne Bedeutung".

Der zuweilen seltsam abwesend wirkende Albanerführer ließ auch das Bonner Außenamt ratlos. "Rugova wirkt wie jemand, der seine politische Zukunft verspielt hat", urteilte ein Berater von Außenminister Joschka Fischer nach einer Begegnung mit dem Albanerführer, "der ist ausgebrannt."

Die Zerstrittenheit der kosovarischen Politiker schwächt außerdem die albanische Seite in einem künftigen Friedensprozeß. Das liege nach dem Motto "Teile und herrsche" gewiß im Interesse Belgrads, spekulierte die UÇK-nahe Tageszeitung "Koha Ditore".

Ein albanischer Radio-Kommentator ging noch weiter: Der politisch undurchsichtige Rugova habe für den Preis eines Arrangements mit Belgrad wieder auf der politischen Bühne erscheinen dürfen, ganz anders sei es der grauen Eminenz der LDK ergangen, Fehmi Agani. Der hatte sich bis zuletzt geweigert, mit Milosevic Pseudoverhandlungen zu führen. Agani wurde vermutlich an dem Tag ermordet, an dem Rugova in die Freiheit ausreisen konnte.

Für den Westen mag die Uneinigkeit der Albaner vordergründig Vorteile bieten: Stützt man den moderaten Rugova, so das Kalkül, entsteht ein Gegengewicht zur gewaltverherrlichenden Rebellenführung - und die millionenschweren Spendenfonds der UÇK-Sympathisanten für Waffenkäufe bleiben vorerst eingefroren.

Denn im Streit zwischen Thaçi und Rugova geht es vor allem auch ums Geld. Unter Rugovas Führung wurde seit 1992 eine Art Schattenstaat im Kosovo aufgebaut, die selbsternannte "Republik Kosova" - illegal, aber von Belgrad geduldet. Die Kosovaren boykottierten die serbischen Institutionen, gründeten eigene Krankenhäuser, Schulen, sogar eine Universität.

Soweit wie möglich regierten sie sich selbst, erhoben auch ihre eigenen Steuern. Vor allem Gastarbeiter und Emigranten wurden dazu verpflichtet, mindestens drei Prozent ihres Nettolohns an diese "Republik Kosova" abzugeben, und zwar größtenteils auf Konten in Deutschland.

Seit Ausbruch des Kriegs betrachtet sich aber die Thaçi-Regierung in Tirana, von den Amerikanern gesponsert und wie Freiheitshelden gehätschelt, als einziger legitimer Rechtsnachfolger der Rugova-Konten und fordert deren Übergabe. Die britische Militärzeitschrift "Jane''s Defence Weekly" vermutet, daß in den vergangenen acht Jahren viel Geld gesammelt worden sein soll: 300 Millionen Dollar. ROLAND SCHLEICHER
* Auf der Pariser Friedenskonferenz am 18. März.
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