Der "Gandhi des Balkan ist tot
Für die Mehrheit der Kosovaren kam die traurige Nachricht vom Tod ihres Präsidenten völlig überraschend.
Mitten in die Vorbereitungen für die große Kosovo-Konferenz, die am Mittwoch hätte in Wien starten sollen, platzte gestern die Nachricht: Ibrahim Rugova ist am Samstag gestorben.
Für die Mehrheit der Kosovaren kam die traurige Nachricht vom Tod ihres Präsidenten völlig überraschend. Der 61-Jährige litt zwar an Lungenkebs und musste sich seit Monaten einer Chemotherapie unterziehen, doch noch diese Woche war Rugova in der Öffentlichkeit aufgetreten. Er wirkte geschwächt, aber zuversichtlich, dass er seine Krankheit besiegen und vor allem seine Lebenstraum noch erfüllt sehen würde die Unabhängigkeit der Unruheregion von Serbien.
Beginn der Gespräche vertagt
Mit dem Tod Rugovas wird der Beginn der für Mittwoch angesetzten Gespräche zwischen Kosovaren und Serben unwahrscheinlich.
Die UNO hätte die historischen Verhandlungen leiten sollen, wann es nun zum nächsten Treffen kommen soll, scheint offen. In der kosovarischen Politik hinterlässt der charismatische frühere Literaturwissenschaftler eine große Lücke.
Aus Respekt vor Rugova, der den Kurs Kosovos in Richtung Unabhängigkeit mit ausschließlich friedlichen Mitteln vorangetrieben hat, wurde nie ein Nachfolger aufgebaut. Sowohl um den Posten des Präsidenten als auch um jenen des Chefs der von ihm gegründeten größten Partei des Landes, der LDK, sind heftige Machtkämpfe zu erwarten. Dies, so die Befürchtungen politischer Beobachter, könnte die ohnehin instabile Region weiter erschüttern.
Kein Politiker hat den Kosovo mehr geprägt als Ibrahim Rugova. Beharrlich trat der ehemalige Vorsitzende des Schriftstellerverbandes für die Loslösung des Kosovo von Serbien auf. Als Belgrad 1989 die Autonomie der kleinen Region aufhob und mit brutaler Polizeigewalt regierte, antwortete er mit der für die Region ungewöhnlichen Mitteln mit friedlichem Widerstand. Der Gandhi des Balkan blieb seiner pazifistischen Linie treu, auch während des Kosovo-Krieges 1999, als die albanischen Nationalisten großen Zulauf gewannen.
Zur Person
Sein Markenzeichen, den Seidenschal, wollte Ibrahim Rugova erst ablegen, wenn er seinen Lebenstraum verwirklicht hat: die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien.
Der 61-jährige Präsident der von der UNO-verwalteten Region hat nahezu sein ganzes Leben in den friedlichen Kampf für die Loslösung der überwiegend von Albanern bewohnten Provinz von Serbien gestellt. Dafür wurde er von den Kosovaren wie ein Vater der Nation verehrt, im Ausland erntete der Sacharow-Preisträger für seinen pazifistischen Widerstand große Anerkennung. Im September wurde bei Rugova, der viel rauchte, Lungenkrebs diagnostiziert.
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